Die COVID-19-Pandemie hat weltweit Millionen von Menschen betroffen und viele von ihnen leiden noch lange nach ihrer akuten Infektion unter gesundheitlichen Problemen, die als Long COVID oder Post-COVID-Syndrom bezeichnet werden.
Als Präventionsexperten mit dem Fokus auf Betriebliche Gesundheitsförderung und Betriebliches Gesundheitsmanagement gehen wir normalerweise nicht auf Krankheitsthemen ein. Dieser Artikel fällt deshalb aus dem üblichen “Präventionsrahmen”. Bei der Durchführung von Business Yoga-Pausen und dem Programm Mind & Move@Work sind wir auf diese COVID-Thematik gestoßen – und wie bestimmte Yoga-Übungen helfen können. Die bisherigen Erfahrungen aus der Yoga-Praxis unseres Partners Florian Sprater von Gesundheit@Work wollen wir teilen, die Datenlagen werden wir in den folgenden Monaten noch weiter vertiefen, denn jede Lösungsmöglichkeit ist für Long COVID-Betroffene wichtig. Nun übergeben wir an den Yoga-Lehrer und Mental Coach Florian Sprater.
“Einige meiner Yogaschüler*innen sind von Long oder Post-COVID betroffen und beschreiben, dass diese langfristigen Beschwerden sowohl körperlich als auch mental sehr belastend sind. Erfreulicherweise konnte Yoga sie bei ihrer Genesung unterstützen und ihre Beschwerden lindern.” (Zitat Florian Sprater)
Long COVID
Was ist Long COVID?
“Long COVID” bezeichnet längerfristige, gesundheitliche Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion, die über die akute Krankheitsphase von vier Wochen hinaus vorliegen. Die Beschwerden beginnen entweder bereits in der akuten Erkrankungsphase und bleiben längerfristig bestehen, oder treten im Verlauf von Wochen und Monaten nach der Infektion neu oder wiederkehrend auf. Vom “Post-COVID-Zustand” oder “Post-COVID-Syndrom … spricht man, wenn Beschwerden mindestens 12 Wochen und länger nach der akuten Infektion entweder noch vorhanden sind oder nach diesem Zeitraum neu auftreten und nicht anderweitig erklärt werden können.“ (Quelle: RKI)
Welche Beschwerden und Symptome treten auf?
Post-COVID-Syndrom oder Long COVID kann eine Vielzahl von langanhaltenden Beschwerden und Symptomen verursachen, darunter:
- Chronische Erschöpfung und Müdigkeit
- Atemprobleme und Kurzatmigkeit
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzklopfen und Bluthochdruck
- Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen
- Geschwächtes Immunsystem und erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
Wie kann Yoga bei körperlichen Beschwerden bei Long COVID helfen?
Yoga kann eine wertvolle Unterstützung bei Long COVID oder Post-COVID-Syndrom bieten, indem es verschiedene Bereiche der Gesundheit anspricht:
Durch Atemübungen und Pranayama wird die Lungenkapazität verbessert, was besonders bei Atemproblemen hilfreich ist. Sanfte Yoga-Übungen und Entspannungstechniken können dazu beitragen, chronische Erschöpfung und Müdigkeit zu reduzieren sowie die mentale Gesundheit zu stärken, indem sie Stress abbauen und die Schlafqualität verbessern.
Zudem fördert Yoga die Durchblutung und stärkt das Immunsystem, was insgesamt zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit beiträgt und Muskel- sowie Gelenkschmerzen lindern kann.
Energiequelle Entspannung
Besonders beliebt ist bei den betroffenen Yogaschüler*innen die ausführliche Endentspannung nach der Yogapraxis mit „Yoga Nidra“. Diese kann helfen, wieder Kraft und Zuversicht zu sammeln.
Praxis-Einblick Yoga Nidra:
Yoga Nidra („Schlaf des Yogi“) ist eine sehr effektive Form der Tiefenentspannung. Bei einer Yoga-Nidra-Sitzung liegt der Teilnehmende in Rückenlage auf der Matte oder sitzt auf dem Stuhl und wird angeleitet, sich auf verschiedene Körperregionen, Atemtechniken, Visualisierungen und positive Affirmationen zu konzentrieren. Ziel ist es, einen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf zu erreichen, in dem tiefe Entspannung und mentale Klarheit gefördert werden.
Anpassung auf den individuellen Gesundheitszustand des Teilnehmenden
Bei Menschen mit Long oder Post COVID ist die Leistungsfähigkeit meist eingeschränkt. Wie stark diese Einschränkung ist und welche Atem- oder Yogaübungen möglich sind, ist immer individuell zu entscheiden. Daher ist es besonders wichtig, dass die Yogaschüler*innen auf ihren Körper hören und sich nicht überlasten, was kontraproduktiv wäre.
Möglichkeit der Anpassung: Stuhl oder Matte
Eine sehr schöne Möglichkeit sanft zu üben, ist, die Körperstellungen am Stuhl auszuführen. Für fast jede Yogaübung, die klassischerweise auf der Matte ausgeführt wird, gibt es eine sanfte Alternative auf oder mit dem Stuhl.
Praxis-Einblick Yoga am Stuhl:
Ein Klassiker zum Mobilisieren der Wirbelsäule ist die Übung Katze-Kuh, in der im Vierfüßlerstand auf der Matte abwechselnd ein Rundrücken und ein Hohlkreuz gemacht wird. Diese Übung kann ganz wunderbar auf dem Stuhl geübt werden, indem die Hände auf die Knie gelegt werden und der/die Schüler*in den Rücken rund macht bzw. die Brust weit nach vorne streckt.
Yoga unterstützt die Verbesserung der mentalen Gesundheit
Long oder Post-COVID kann zu Angstzuständen, Depressionen und Schlafstörungen führen.
Hier helfen sanfte Yogaübungen, um Stress abzubauen und das Nervensystem zu beruhigen. Außerdem können Meditation und Achtsamkeitspraktiken dabei unterstützen, Angst und Depressionen zu lindern.
Achtsamkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, bewusst und absichtlich im gegenwärtigen Moment präsent zu sein, ohne dabei zu urteilen. Es geht darum, vollständig auf die gegenwärtige Erfahrung zu achten, seien es Gedanken, Gefühle, körperliche Empfindungen oder die Umgebung, ohne von ihnen überwältigt zu werden.
Praxis-Einblick Achtsamkeit:
Eine Form der Achtsamkeitspraxis kann sein, dass der/die Praktizierende seine/ihre Gedanken für ein paar Minuten beobachtet. Dabei wird versucht, die Gedanken nicht zu bewerten, sondern nur wahrzunehmen und dann weiterziehen zu lassen. Wenn der nächste Gedanke kommt, darf auch dieser weiterziehen. Diese Praxis hilft dabei, sich nicht in negativen Gedanken oder dem Gedankenkarussell zu verfangen und kann so für eine positive Stimmung und Zuversicht sorgen.
Abstimmung mit dem Arzt
Es ist wichtig, vorab mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin zu sprechen und zu klären, ob der Gesundheitszustand des/der Patient*in es zulässt, Yoga zu praktizieren. Bei der Auswahl des Yoga-Angebots sollte drauf geachtet werden, dass die Yoga-Einheit auf die Besonderheiten von Long / Post COVID Patient*innen ausgelegt ist.
Fazit: Ausgewählte Yoga-Praktiken können bei Long-COVID helfen
Yoga bietet eine umfassende Methode, um die vielfältigen Symptome von Long/Post-COVID zu lindern und die Genesung zu unterstützen. Durch die Integration von Atemübungen, sanften Asanas, Meditation und Achtsamkeit kann Yoga helfen, die physische und mentale Gesundheit zu verbessern.
Es ist wichtig, dass Betroffene ihre Yoga-Praxis an ihre individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten anpassen und mit einem erfahrenen Yoga-Lehrer zusammenarbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Yoga bietet nicht nur die Möglichkeit, die körperlichen Symptome zu lindern, sondern auch den Geist zu beruhigen und die emotionale Belastbarkeit zu stärken – ein ganzheitlicher Ansatz zur Genesung von Long/Post-COVID.
FAQs: Yoga bei Long/Post-COVID: Positive Wirkungen für die Genesung
1. Was ist Long COVID?
Long COVID bezeichnet längerfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion, die über die akute Krankheitsphase von vier Wochen hinaus vorliegen. Wenn Beschwerden mindestens 12 Wochen und länger nach der akuten Infektion noch vorhanden sind oder neu auftreten und nicht anderweitig erklärt werden können, spricht man vom "Post-COVID-Zustand" oder "Post-COVID-Syndrom".
2. Wie kann Yoga bei Long COVID körperliche Beschwerden lindern?
Yoga kann durch verschiedene Ansätze helfen:
(A) Atemübungen und Pranayama: Verbesserung der Lungenkapazität, hilfreich bei Atemproblemen.
(B) Sanfte Yoga-Übungen und Entspannungstechniken: Reduktion chronischer Erschöpfung und Müdigkeit, Stärkung der mentalen Gesundheit durch Stressabbau und Verbesserung der Schlafqualität.
(C) Förderung der Durchblutung und Stärkung des Immunsystems: Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit und Linderung von Muskel- sowie Gelenkschmerzen.
3. Was ist Yoga Nidra und warum kann es bei Long COVID helfen?
Yoga Nidra („Schlaf des Yogi“) ist eine effektive Form der Tiefenentspannung. Teilnehmer*innen liegen in Rückenlage oder sitzen auf einem Stuhl und konzentrieren sich auf verschiedene Körperregionen, Atemtechniken, Visualisierungen und positive Affirmationen. Ziel ist es, einen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf zu erreichen, der tiefe Entspannung und mentale Klarheit fördert. Dies kann helfen, wieder Kraft und Zuversicht zu sammeln.
4. Kann Yoga bei Long COVID wirklich helfen?
Ja, ausgewählte Yoga-Praktiken können helfen, die vielfältigen Symptome von Long/Post-COVID zu lindern und die Genesung zu unterstützen. Durch die Kombination von Atemübungen, sanften Asanas, Meditation und Achtsamkeit kann Yoga sowohl die physische als auch die mentale Gesundheit verbessern.
- Bleiben Sie gesund