#mentalhealthworks ist eine Initiative mehrerer Unternehmen, um Firmen, Krankenkassen und öffentliche Institutionen bei Fragen zur psychischen Gesundheit zu unterstützen. Aufeinander abgestimmte Mental Health-Angebote sollen dabei helfen, das Thema “leichter” zu machen und/oder einen Einstieg zu ermöglichen.
Dominique de Marné ist Gründerin der Mental Health Crowd, Autorin, Speakerin und Mental Health Visionary. Sie ist heute meine Interviewpartnerin.
Erzähle uns kurz etwas zur Mental Health Crowd. Was macht ihr?
Seit vielen Jahren fördern wir Mental Health Literacy. Über die Beschäftigung mit den vielfältigen Aspekten der mentalen Gesundheit ist schlussendlich ein Unternehmen mit verschiedenen Leistungsbausteinen entstanden – die Mental Health Crowd als Sozialunternehmen.
Mental Health Literacy, Gesundheitskompetenz
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet Mental Health Literacy = psychische Gesundheitskompetenz. Damit ist ein sicherer Umgang mit dem Thema mentale Gesundheit gemeint.
Was ist mentale Gesundheit? Wovon wird sie beeinflusst und wie kann ich sie beeinflussen? Welche psychischen Erkrankungen gibt es? Und wie erkenne ich sie? Wo finde ich Hilfe und Unterstützung? Was kann ich für Menschen in meinem Umfeld tun? Was hilft mir dabei, mit Stress, Krisen, Druck, Überlastung umzugehen? Wie redet man (gut) über mentale Gesundheit?
Nicht erst seit der Corona- und Klimakrise wird das Thema Mental Health immer wichtiger. Mentale Gesundheitsprobleme nehmen einen immer größeren Raum ein. Schauen Sie sich nur die Zahlen aus dem DAK-Gesundheitsreport 2022 an.
Wir wissen, “jeder Mensch hat eine Mental Health”, aber man kennt sich zu wenig damit aus. Weißt du, wo du gerade jetzt mit deiner Mental Health zwischen gesund und krank stehst? Wahrscheinlich nicht so genau, oder? Und da setzen wir als Mental Health Crowd an. Wir sind vor dem Problem, also präventiv unterwegs.
Mental Health ist aktuell in aller Munde. Wo sollte ich als Unternehmen ansetzen?
So eine wichtige Frage! Man kann an vielen Stellen sinnvoll anfangen, wir empfehlen zum Beispiel folgende Schritte.
- Mental Health thematisieren und Awareness schaffen. Da kann man ganz einfach mit einem Flyer anfangen. Oder einen internen Newsletter aufsetzen und sagen “… wir sehen als Unternehmen, dass da eine Menge Krise unterwegs ist und wir machen uns Gedanken, wie wir einen gesunden Umgang damit unterstützen können.” Das zeigt den Mitarbeitenden, dass sich die Geschäftsführung mit dem Thema beschäftigt.
- Bestandsaufnahme, und “mal zuhören”. Sollte man da gleich mit einem Fragebogen starten? Kann man machen, aber warum nicht mit dem Flurfunk anfangen und erst einmal in die Teams reinhören.
- Führungskräfte sensibilisieren. Vor allem bei Menschen mit Führungsverantwortung geht es darum, jetzt nicht noch ein Extra-Päckchen zu schultern. Wichtig ist, die eigenen Grenzen zu achten, also beispielsweise nicht nach 20 Uhr Emails schreiben. Und dann richtig zuhören und auch mal aktiv nachfragen, wie es dem Team geht.
Wie sieht es mit den No Gos aus. Was sollte man als Unternehmen nicht machen?
Da würde ich 4 Punkte nennen. Erstens: Mental Health nur von der Krankheitsseite aus zu sehen, das greift viel zu kurz. Wir müssen hier immer auch den postiven Aspekt – gut umschrieben mit dem Begriff Mentale Fitness sehen. Zweitens: Das Thema ignorieren, ganz nach dem Motto “… das gibt es bei uns nicht.” Der dritte Punkt betrifft eine mangelnde Nachhaltigkeit, wenn man nur eine Einmalmaßnahme startet. Viertens: Man packt das Thema in die Freizeit der Beschäftigten. Das geht nicht, Mental Health gehört (auch) in die Arbeitszeit.
Wir plädieren bei unseren Kunden für eine ernsthafte, möglichst konkrete Beschäftigung mit dem Thema psychische Gesundheit. Wir könnten beispielsweise sehr einfach mit einem Vortrag starten, der für alle Mitarbeitenden verpflichtend ist (so kennt man das ja auch bei Arbeitsschutzmaßnahmen). Das dokumentiert Ernsthaftigkeit.
Nur freiwillige Angebote sind unseres Erachtens zu soft und schaffen zu wenig Breite. Mental Health-Wissen ist eine zentrale Arbeitsressource, nicht nur ein aktuelles Trendthema wie ‚Kochen mit Superfoods‘.
Ihr bietet einen Mental Health-Guide an. Ist das ein “Psychologe light” im Unternehmen?
Der Mental Health-Guide ist ein Lernprogramm und damit ein solch geeigneter Einstieg für die Beschäftigung mit psychischer Gesundheit im Unternehmen. Jede:r Nutzer:in lernt in seinem persönlichen Tempo und bekommt die passenden Werkzeuge an die Hand, um das für sich selbst umzusetzen.
Alternativ kann der Mental Health-Guide aber auch als Multiplikatorenkonzept genutzt werden. Wir ergänzen das Basiswissen, das über das Lernprogramm vermittelt wird mit ergänzenden Schulungen, Workshops, Vorträgen und bilden Mental Health-Multiplikatoren aus. Ähnlich wie es Ersthelfer für körperliche Gesundheit gibt, können die ausgebildeten menschlichen Mental Health Guides im Unternehmen erste Ansprechpartner sein, das Thema sichtbar halten und sicherstellen, dass zwischen den einzelnen Ebenen und Bereichen gut kommuniziert wird.
Wir sehen das Konzept des Mental Health-Guides auch als ein Gegengewicht zu immer nur „Krise, Krise, Krise“. Die Krise ist nicht weg, aber die Fähigkeiten zur Krisenbewältigung werden besser. Firmen, die den Mental Health-Guide nutzen, berichten von positiven Veränderungen in Meetings, teilweise von einer Veränderung der Unternehmenskultur. Es reichen meist 10-20% der Mitarbeitenden in der Funktion als Guides aus, um diese Effekte spürbar zu bekommen. Und so viel Interessierte gibt es in jedem Unternehmen!
Um auf deine Frage zurück zu kommen. Der Mental Health-Guide ist kein “Psychologe light”. Das Programm ist eher ein Mental Health-Trainer.
Seit wann ist der Mental Health Guide auf dem Markt? Was sagen die Unternehmen?
Der Mental Health Guide ist seit 2020 auf dem Markt. Wir haben ein gutes, positives Feedback und einige Lerneffekte. In der ersten Version war er wohl ein wenig voll, das wurde jetzt verbessert. 😉
Welche Vorteile bietet ihr mit der #mentalhealthworks Initiative? Woran arbeitet ihr gerade?
Zusammen mit den anderen Partnern wollen wir eine viel größere Bandbreite rund um Mental Health abdecken.
Die Mental Health Crowd legt den Fokus auf Mental Health Literacy – das ist unser Spezialgebiet.
Unsere Partner bieten digitale Programme, machen Mental Health-Aktionstage, schaffen über Vorträge Awareness für das Thema, kümmern sich um die psychische Gefährdungsbeurteilung, und, und, und. Für Firmen bedeutet das deutlich weniger Aufwand bei der Beschaffung von Mental Health-Lösungen. Ein Ansprechpartner kümmert sich um verschiedene Teilangebote und dass diese gut aufeinander abgestimmt sind. Wir können Unternehmen so viel besser dabei unterstützen langfristige Strategien auszuarbeiten und Unternehmen bekommen genau das, was individuell am besten zu ihnen passt.
Woran arbeiten wir? Wir stellen verschiedene Aktionspakete zusammen, die aus mehreren Leistungsbausteinen bestehen und gemeinsam gebucht werden können. Es gibt beispielsweise ein “Mental Health Kickstarter-Paket” . Oder eine “Krisenfest-Aktion“ – mit einfachen Maßnahmen, die schnell Wirkung zeigen.
Wie wäre es mit einem Abschluss-Statement.
Mental Health macht Spass. Mental Health ist nicht nur schwarz-weiß. Mental Health ist nicht nur Problem. Mental Health muss aus der Krankheitsecke raus. Mental Health rockt. #mentalhealthworks.
Danke, Dominique für deine Insights aus den Unternehmen.
Das Interview führte Stefan Zipperer von Gesundheit Bewegt.
- Bleiben Sie gesund