#mentalhealthworks ist eine Initiative mehrerer Unternehmen, um Firmen, Krankenkassen und öffentliche Institutionen bei Fragen zur psychischen Gesundheit zu unterstützen. Aufeinander abgestimmte Mental Health-Angebote sollen dabei helfen, das Thema “leichter” zu machen und/oder einen Einstieg zu ermöglichen. Ein Mental Health-Navigator zeigt die verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten in die Verbesserung der psychischen Gesundheit und Steigerung der Leistungsfähigkeit.
Michael L. Seyfried ist Trainer, Schauspieler, Erfinder des Burnout Comedy-Formats und Vorsitzender des Bundesverbandes für Burnout-Prävention e.V. Er ist heute mein Interviewpartner.
Erzähle uns bitte kurz etwas zu dir und Happy Breakthrough. Was macht ihr?
Was denkst du, wenn du das Wort Burnout hörst? Oder so etwas wie Stressprophylaxe? Klingt doch unheimlich schwer. Da will man doch, bevor man damit anfängt, lieber gleich wieder aufhören. Wir bringen Leichtigkeit in das Thema Mental Health.
Neben Burnout Comedy auf der Bühne und dem neuen digitalen Format “Happy Breakthrough” auf der heute.fit-Plattform gibt es weitere Workshop- und Seminarformate. Diese verbessern auf spielerische Weise die Selbstreflexion und Sinnorientierung im eigenen Tun. Die Angebote richten sich an Firmen und auch an Gründer/Selbständige.
Burnout-Prävention ist der rote Faden, der sich durch alle diese Angebote durchzieht. Wir sind schon lange mit Mental Health-Themen unterwegs und sehen in der Praxis die enge Verknüpfung zu klassischen HR-Skills wie Leadership, Selbstverwirklichung und Potentialentfaltung.
DBVB
Wir, der Deutsche Bundesverband für Burnout-Prävention e.V. – kurz DBVB – vertreten die Haltung, dass Burnout ein Startpunkt für die Entwicklung persönlicher Resilienzmechanismen sein kann.
In diesem Bewusstsein möchte der DBVB eine innovative Plattform darstellen. Diese bietet die Möglichkeiten zur Vernetzung, Zusammenarbeit und zum Erfahrungsaustausch der Mitglieder untereinander, gibt einen transparenten Überblick im Bereich professioneller Hilfen, wird Anbieter zertifizieren, die in der Burnoutprävention und -behandlung aktiv sind sowie Unternehmen auszeichnen, die sich im betrieblichen Gesundheitsmanagement engagieren.
Mental Health ist aktuell in aller Munde. Was erlebst du in Unternehmen?
Ich bin viel als Trainer unterwegs, arbeite täglich mit Kommunikationsthemen und coache Teams. Ich erlebe, dass wir alle zu viele Themen haben. Das ist ein Wahnsinn, es gibt ein unglaubliches Kommunikationstempo, eine Vielzahl an Themen, … eigentlich sind alle gestresst.
Die meisten funktionieren, allerdings ohne einen bewussten Umgang mit dieser Situation und dieser Themenfülle. Vor allem die besonders pflichtbewussten und anerkennungsbedürftigen Menschen werden immer gestresster. Ich prognostiziere, da kommt noch eine größere Welle auf uns zu.
Ist Stress ein Stigmathema?
Hmm, gar nicht so einfach. Schauen wir uns doch auch einmal die andere Seite an. Auch Chefs tun sich schwer mit der Einordnung von psychischen Problemen bei den Mitarbeitenden. Ehrlicherweise ist eine Bandscheibe “simpler“. Burnout überfordert Chefs. Deshalb muss man weiter an der Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen arbeiten, für mehr Kompetenz bei dem Thema sorgen, aber auch die Sichtweise verbreitern.
Wie würdest du das Mental Health-Thema im Unternehmen voranbringen?
Ganz wichtig: Nicht isoliert betrachten und ins BGM schieben. Zu einem vernünftigen Umgang mit psychischer Gesundheit gehören die Werte im Unternehmen, die Führungskultur, Motivationsansätze, …
Auch Selbstmanagement, gesunde Produktivität, positive Schaffenskraft, mentale Fitness und Leistung sind wichtig. Stress ist nicht immer negativ, siehe die Themen Eustress und Distress. Stress lockt uns aus der Reserve, lässt uns wachsen. Das wird bei allem Verständnis für die ganze Mental Health-Diskussion gerne übersehen.
Burnout als Comedy. Erzähle uns etwas zu dieser Idee
Lachen ist heilsam, gerade bei so einem schweren Thema. Es lässt die ganze Mental Health-Diskussion viel nahbarer werden. Comedy hilft, ins Gespräch zu kommen, sozusagen den “Kopf zu öffnen.”
Wenn man vom Theater kommt, mag man dunkle Themen, das Drama. Deshalb ist Burnout so toll, da passiert einfach was. Mit der Übersetzung von Burnout als Drama-Comedy oder Comedy-Drama biete ich den Zuhörenden Identifikationsmöglichkeiten. Man erkennt die Situation wieder und öffnet sich mit dem Gedanken: „… ist mir auch schon so passiert….“. Über Identifikation entsteht Verständnis, daraus Offenheit, daraus dann – hoffentlich – das Tun, die Beschäftigung mit dem Thema. Das nachfolgende Video gibt einen ersten Einblick in die Inhalte des digitalen Comedy-Formats.
Welche Vorteile bietet ihr mit der #mentalhealthworks Initiative? Woran arbeitet ihr gerade?
Das kann man kurz zusammenfassen: alle sind Expert/-innen, alle teilnehmenden Unternehmen haben unterschiedliche Angebote, Teilbereiche sind aber nicht die Lösung. Erst zusammen wird es eine „Lösung“ – man könnte sagen, erst dann ist es „ganzheitliches Mental Health“.
Ich als Coach und Künstler kann nur einen Teil liefern, zusammen mit den anderen Partnern kann ich Unternehmen nun komplett, innovativ und umfassend unterstützen. Ein gutes Beispiel ist das digitale Burnout Comedy-Format. Da folgen sicher noch weitere Kombis.
Wie wäre es mit einem Abschluss-Statement
Ich dachte mir, vielleicht ist das Zitat des Autors John Vorhaus “Humor ist der Abgrund zwischen Wahrheit und Schmerz“ ja recht geeignet.” Lasst uns mit mehr Lockerheit und Lachen an Mental Health herangehen. Das tut uns allen gut.
Michael, vielen Dank für deine Ausführungen.
Das Interview führte Stefan Zipperer von Gesundheit Bewegt.
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