Digitalisierung im Gesundheitswesen

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Die Digitalisierung im Gesundheitswesen nimmt Fahrt auf. Ein wichtiger Baustein für eine gesunde Zukunft sind digitale Präventionslösungen wie #gesundheitbewegt und #aokbewegt.

Es geht voran. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird auf neue „Säulen“ gestellt, sagt Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach: „Deutschlands Gesundheitswesen hängt in der Digitalisierung um Jahrzehnte zurück. Das können wir nicht länger verantworten. Deshalb machen wir einen Neustart – erschließen die elektronische Patientenakte für alle, machen das elektronische Rezept alltagstauglich und erleichtern die Forschung auf Grundlage von Gesundheitsdaten. Moderne Medizin basiert auf Digitalisierung und Daten. Ihre Vorteile zu nutzen, macht Behandlung besser.“ (Quelle: Bundesgesundheitsministerium, 09.03.2023)

Wir nutzen die Vorstellung der neuen Digitalisierungsstrategie des Bundes, um einige Überlegungen zu teilen, was das für den Präventionsbereich, speziell das Betriebliche Gesundheitsmanagement bedeuten könnte. Austausch von Daten? Klingt spannend, doch was könnte das konkret bedeuten? Welche Rolle spielt ein BGM in diesem Kontext? Wie würden die Mitarbeitenden in Firmen profitieren? Wie sieht es umgekehrt mit der Lieferung weiterer Daten aus dem Arbeitsalltag für eine ePA aus? Wie kommen wir von der Theorie ins Tun?

Digitalisierung von Krankheit

Vom Bundesgesundheitsministerium wurde die neue Digitalstrategie für das Gesundheitswesen vorgestellt. Viel dreht sich dabei um die Nutzung von Krankheitsdaten, der ePA (Elektronische Patientenakte) und DIGA/DIPA (Digitale Gesundheits- und Digitale Pflegeanwendungen). In der üblichen, krankheitsfokussierten Betrachtungsweise fehlt unseres Erachtens die Integration von digitalen Präventionslösungen. Gute, digital unterstützte Prävention heißt, das Gesundheitswesen zukunftssicherer zu machen:

  • da sich dadurch Kosten einsparen lassen, weil Krankheiten erst gar nicht entstehen
  • Präventionsmaßnahmen einher gehen mit einer steigenden Gesundheitskompetenz (health literacy) derjenigen, die an Präventionsprogrammen teilnehmen
  • Präventionsmaßnahmen im Alltag vielfältige Daten liefern können, die in einem ganzheitlichen Gesundheitskonzept nicht fehlen dürfen.

Als BGM-/BGF-Dienstleister (Betriebliches Gesundheitsmanagement und Betriebliche Gesundheitsförderung) unterstützen wir deshalb aktiv ein „Mehr an Digitalisierung. ABER: Prävention muss elementarer Bestandteil der Digitalisierungsstrategie des deutschen Gesundheitswesens werden.“

Digitalisierte persönliche Gesundheit

In Deutschland werden seit Jahren immer mehr digitale Lösungen zur Verbesserung der persönlichen Gesundheit eingesetzt. Die Übergänge zwischen Anwendungen zur Krankheitsvermeidung, für mehr Fitness, persönliches Wohlbefinden, gesunde Ernährung oder mentale Gesundheit sind dabei fließend – und in der Betrachtungsebene eines Nutzers auch nicht immer relevant.

Entscheidend ist, dass es viele Menschen gibt, die sich mit digitalen Anwendungen zur Verbesserung der persönlichen Gesundheit auseinander setzen und Know-how im Umgang mit Gesundheitsdaten aufbauen. In diesen Programmen entstehen vielfältige Gesundheitsdaten, die in einem besser digitalisierten Gesundheitswesen genutzt werden können und Krankheitsdaten ergänzen, beziehungsweise wichtige Kontextinformationen für Diagnosen beisteuern. Doch wie können diese Gesundheitsdaten genutzt werden? Gehören diese Informationen nicht auch in einen Bereich der elektronischen Patientenakte?

Es gibt sie, die Nutzer/-innen die selbst über ihre Daten entscheiden wollen!

In der Diskussion zu Gesundheitsdaten erscheint es oft so, als hätten Datenschützer und Berufs-Bedenkenträger einen Auftrag von der Mehrheit der Bevölkerung, die Nutzung von Daten zu verhindern. Unserer Erfahrung nach ist das nicht so. Neutral befragt sind viele Nutzer:innen von Gesundheitsprogrammen bereit, ihre Daten zu teilen und können das auch mündig selbst bewerten.

Digitalisierung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement

Neben der persönlichen „Gesundheitsoptimierung“ übersehen wir oft, wie viel Zeit wir mit Arbeit zubringen und gerade dort findet Gesundheit (oder eben auch nicht gesund sein) statt. Immer noch verbringen viele Mennschen durchschnittlich 8 Stunden Zeit am Arbeitsplatz. Teilen wir einfach auf in: 8h Arbeit, 8h Schlaf, 8h „Freizeit“, dann sehen wir, wie wichtig betriebliche Gesundheitsaktivitäten sind. Wie steht es dort um die Digitalisierung?

Unternehmen nutzen immer mehr digital unterstützte Lösungen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und Corporate Well-being-Programme. Digitale Prävention für Unternehmen umfasst dabei die Verbesserung der individuellen Gesundheit (Verhaltensprävention) und die Verbesserung der unternehmerischen Prozesse zur Gesunderhaltung der Mitarbeitenden (Verhältnisprävention).

Gesundheit Bewegt unterstützt Unternehmen, Krankenkassen, Versicherungen und Health-Brands seit vielen Jahren mit einem Set an digitalen Gesundheitslösungen. Aufbauend auf einer selbst entwickelten E-Health Suite bietet wir unseren Kunden ein kontinuierlich wachsendes Set an Präventionslösungen an.

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Unsere Kunden nutzen beispielsweise diese digitalen Lösungen:

  • Mit #AOKbewegt unterstützen wir die AOK mit einem exklusiven, digitalen Präventionsprogramm für ihre Firmenkunden. Zum Programminhalt zählen Challenges, digitale Gesundheitstage, verschiedene E-Learning-Formate, Trainingsvideos und eine zielgruppenorientierte, regelmäßige E-Mail-Kommunikation.
  • Gesundheit|bewegt ist eine krankenkassenunabhängige, digitale BGF-Lösung. Rund um mentale Gesundheit, Gesundes Führen und vielfältige Teamaktionen nutzen Unternehmen das Programm zur Unterstützung ihrer Vor-Ort-Gesundheitsaktionen. Als hybrides BGM-Programm integrieren wir Partnerleistungen und vernetzen analoge und digitale Angebote.
  • heute.fit ist eine digitale Kampagnenplattform, mit der einzelne Präventionsthemen an Zielgruppen ausgespielt werden. Zum Beispiel die Aktion ‚Schlaf.gut‘ – in Zusammenarbeit mit dem IFBG oder der Schritte-Wettbewerb ‚Lauf.Lauf‘ – kombiniert mit einem interaktiven Laufcoach.
  • Azubifitness verbindet Web-Services und App-Technologie und bietet Unternehmen ein innovatives Präventionsprogramm für die wichtige Zielgruppe der Berufsstarter:innen im Unternehmen. Mit der Kombination aus Challenges, Prämien, Firmen-News und dem neuen E-Learning-Format ‚Gesundheitstouren‘ schaffen wir eine neue, zielgruppengerechte, digitale Präventionslösung. Push-Nachrichten sorgen immer wieder für neue Aktivierungsimpulse.

Ein digitales BGM-Programm für Unternehmen könnte – heute – so aussehen:

  • Bereitstellung von Gesundheitsinformation über eine immer verfügbare Online-Plattform
  • Automatisierung von regelmäßigen Gesundheitsimpulsen, z. B. als App-Mitteilung oder E-Mail Push-Kommunikation
  • Durchführung von Challenges mit Integration aller Standorte und Remote Work-Strukturen; automatisiertes Einladungs- und Statusmanagement; Verknüpfung mit externen Tracking-Services (DSGVO-konform!) zur automatisierten Erfassung von Challengedaten
  • Bereitstellung von E-Learning-Formaten zur Vertiefung des persönlichen Gesundheitswissens und zur Verbesserung der individuellen Gesundheitskompetenz
  • Abfrage persönlicher Gesundheitsschwerpunkte und automatisiertes / KI-basiertes Anbieten geeigneter Präventionsinhalte; Personalisierung von betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen
  • Bündelung und Integration von unternehmensindividuellen Services und/oder Partnerleistungen; Organisation über eine zentrale BGM-Plattform
  • Digitale Organisation und Unterstützung analoger Formate wie Vorträge, Gesundheitskurse, individuelle Gesundheitsangebote über ein Online-Kursbuchungstool / einen EventManager
  • Bereitstellen von Nutzungs- und Analysedaten für Unternehmen zur Verbesserung der betrieblichen Gesundheitsarbeit; Umfragen
  • Bereitstellung, Schulung, Unterstützung einzelner Zielgruppen im Unternehmen wie Führungskräfte, HR-Teams, Gesundheitsbotschafter (FitCoaches) zur Verbesserung der Verhältnisprävention
  • Integration von Gamification-Elementen zur Aktivierung und Motivation der Teilnehmenden. Dazu zählen das Sammeln von „Gesundheitspunkten“  und digitale Urkunden/Badges

Überall entstehen Daten, die – falls von den Teilnehmenden erlaubt – strukturiert für andere Partner des Gesundheitswesen zur Verfügung gestellt werden könnten. Das passiert heute (noch) nicht.

Genauso wenig existieren Schnittstellen aus dem Bereich der Krankheitsdaten heraus, um BGM-Maßnahmen im Unternehmen besser auf die individuelle Gesundheitssituation des Einzelnen auszurichten. Sollten BGM-Daten in die ePA? Wäre das eine Vision für die Zukunft?

Szenarien zur Verbindung von Gesundheits- und Krankheitsdaten

Wir sind sicher noch weit weg von einer Digitalisierung des Gesundheitswesens, in dem krankheits- oder vorsorgebezogene Daten mit Gesundheits- und Präventionsdaten verknüpft werden. Was wäre wenn? Wir haben hierzu einige Szenarien für das Betriebliche Gesundheitsmanagement zusammen gestellt und wagen einen Blick in eine mögliche Zukunft.

Szenario 1: Stress-Selbsttest im BGM + Online Video-Sprechstunde / Telemedizin

Innerhalb von BGM-Programmen gibt es oft Themenaktionen. Diese sorgen einerseits für Abwechslung, andererseits zeigen sie den Teilnehmenden, dass Gesundheit aus vielen Facetten besteht. Ein Aktionsmonat thematisiert beispielweise Stress, Resilienz und Achtsamkeit. Es gibt E-Learning Formate und wöchentliche „Übungsaufgaben“ zu diesen Themen. Integriert sind ebenfalls validierte Selbsttests (z. B. der Stresstest von Adams). Hier können die Teilnehmenden einen Selbsttest durchführen. Nehmen wir an, das persönliche Ergebnis lautet „Ihr Stresslevel ist aktuell erhöht. Ein Gespräch wird empfohlen…“

In einem gemeinsamen Gesundheitsdatenraum könnte ein im persönlichen Profil hinterlegter Arzt über das Ergebnis informiert werden. Es folgt eine Einladung zu einer Video-Sprechstunde. In der Video-Sprechstunde werden geeignete Präventionsmaßnahmen besprochen. So erfolgt frühzeitig eine Intervention, die die Wahrscheinlichkeit für stressbedingte Ausfallzeiten, Gesundheitsprobleme durch Bluthochdruck, etc. reduziert.

Parallel hat das Präventions KI-Modul des digitalen BGM-Programms ein Set an Vorschlägen erstellt, die im Arbeitsalltag zu Stressreduktion führen können.

Szenario 2: Diagnostizierte Rückenschmerzen und Aktive Bewegungspausen im Unternehmen

Bei einem Arztbesuch werden Rückenschmerzen diagnostiziert. Neben gezielten Physiotherapie-Übungen zur Stärkung der unteren Rückenmuskulatur werden mehr Bewegungspausen, aktives Sitzen, etc. für den Arbeitsalltag empfohlen. In einem gemeinsamen Gesundheitsdatenraum erhält auch das BGM-Programm diese Informationen – natürlich mit Erlaubnis des Teilnehmenden. Im Rahmen personalisierter Präventionsempfehlungen werden regelmäßige Pause-Hinweise im Gesundheitskalender aktiviert „Klingeling, es ist Zeit für deine Schulterübungen…“. Ein Set aus unterschiedlichen Trainingsvideos, Aktive-Pause-Challenges und Teamaktionen fördern mehr Bewegung im Arbeitsalltag und unterstützen die Rückenschmerz-Therapie. Die Nutzung durch den Teilnehmenden steht als Präventionsinformation anderen Gesundheitsakteuren zur Verfügung.

Das Präventions KI-Modul gewichtet zukünftige Bewegungsthemen innerhalb des BGM-Programms für diesen Teilnehmenden stärker. Durch eine entsprechende Kommunikation bekommen Bewegungsimpulse eine stärkere Sichtbarkeit – und damit verbessert sich die Chance, dass der Teilnehmende diese Tipps konsequenter umsetzt.

Szenario 3: Ungesundes Essverhalten und Motivation zu einer Verhaltensänderung

Bei einer Vorsorgeuntersuchung werden Blutwerte erfasst, die auf eine ungesunde Ernährung hinweisen. Im Gespräch mit dem Arzt werden u.a. ungesunde Ernährungsgewohnheiten im Arbeitsalltag als Mit-Verursacher identifiziert. Diese Information steht dem BGM-Programm über einen gemeinsamen Gesundheitsdatenraum zur Verfügung. Dem Teilnehmenden werden im BGM-Programm in einem digitalen Ernährungs-Check verschiedene Verbesserungen vorgestellt. Der Teilnehmende entscheidet sich daraufhin einen digitalen Ernährungskurs zu besuchen und Impulse/Tipps zu einer mehr pflanzenbasierten Ernährung auszuprobieren.

Das Präventions KI-Modul erstellt einen Mix aus geeigneten Lernformaten und gesunden Rezepten und stellt diese als personalisierte Gesundheitsempfehlungen zur Verfügung. Über eine „Gleich sucht gleich“-Funktion werden andere Programmteilnehmende (mit vergleichbaren Diagnosen) identifiziert und zur gemeinsamen Challenge ‚No sweets – bekämpfe die Naschkatze‘ eingeladen. Durch die soziale Verstärkung und das Feedback erhält der Teilnehmende ein besseres Verständnis für seine Essgewohnheiten und beginnt, diese zu ändern.

Schöne neue Welt?

Gesundheit ist etwas sehr Persönliches. Gesundheit ist wichtig. Man sagt auch, Gesundheit sei das wichtigste Gut. Yepp! Falls das so ist, kann eine sinnvolle Digitalisierung des Gesundheitswesens viele Verbesserungen bewirken – wenn Präventionskonzepte wie das Betriebliche Gesundheitsmanagement mit an Bord sind. Wir sind auf jeden Fall dabei und denken Digitales BGM digital noch viel weiter.

Exkurs: #Digitalwerktreff in Stuttgart

Dieser Artikel entstand parallel zu einem ersten von der AOK Baden-Württemberg mit-initiierten Austausch verschiedener Akteure des Gesundheitswesens in Stuttgart – Stichwort #digitalwerk. Im Barcamp-Format konnten wir miterleben, wie viele aktive Mitgestalter an der Idee von mehr Vernetzung, Nutzung und dem Austausch von Gesundheitsdaten arbeiten. Die beschriebenen Szenarien sind also vielleicht doch nicht so weit weg. Auf jeden Fall nutzen wir die Inspirationen des Treffens, um die Modellierung unserer Prozesse und Daten weiter zu treiben.

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